Interview mit Katharina Raczek

Anlässlich des zweijährigen Bestehens des Designstudios Katharina Raczek Design(KRD), erhielt ich eine Email und bekam die Chance ein erstes Interview für meinen Blog zuführen. Katharina Raczek studierte Interieur Design in Mainz, ehe sie als Praktikantin bei dem bekannten Hamburger Designstudio Newcruise in die Designbranche einstieg. Während ihrer Zeit bei Newcruise, arbeitete sie unter anderem an dem Design der Motoryachten Triple Seven, Sapphire, RoMEA und Siren, sowie der Segelyacht Ganesha mit. Seit zwei Jahren führt sie nun ihr eigenes Designstudio. Und nun freue ich mich Euch hier das Interview präsentieren zu dürfen!

Superyachtblog: Zuerst einmal allgemein, wie viele Mitarbeiter sind in Deinem Team?

KRD: Ich arbeite derzeit mit 3- 4 Freelancern – einige kenne ich schon aus langjähriger Zusammenarbeit aus meiner Zeit vor KRD. Man kennt den anderen genau und greift so harmonisch im Arbeitsablauf ineinander. Aber es gibt auch neue Mitarbeiter, was ein Team im Ideenfluß natürlich auch immer wieder neu beeinflusst und sehr inspirierend sein kann.

Mich unterstützen Industrie- und Produktdesigner, Architekten und Künstler.

S: Wodurch zeichnet sich Dein Stil aus? Und mit welchen 3-5 Stichworten würdest Du Dein Design beschreiben?

KRD: Ich würde meinen Stil als reduziert beschreiben, mit einem großen Gespür für Sinnlichkeit und Wärme.

Ich liebe klare Linien. Materialien geben diesen die Emotionalität, die sie brauchen und erschaffen so die Seele eines Raumes. Funktionalität und Ästhetik gehen dabei fließend ineinander über.

S: Zeichenbrett oder CAD?

KRD: Die ersten Skizzen und Ideen mache ich immer per Hand bis ich eine Idee konzeptionell verfolge.

Der Materialität sehr verhaftet, lege ich mir immer direkt die Grundstimmung in ersten Kombinationen dazu. Diese inspirieren mich und tragen mich in die Erschaffung ihrer Umgebung.

Das Überprüfen in Maß und Proportion erfolgt dann gerne im CAD.

S: Was war Dein erstes Yachtprojekt in dem du involviert warst?

KRD: In die Welt des Yachtdesigns habe ich zum ersten Mal während meines Praktikums bei Newcruise mit der Planung der 38m langen Motoryacht Gaja hineinschnuppern dürfen. Das erste Projekt für das ich leitend im Hause Newcruise das Interieur entworfen habe, war die 67m Triple Seven.

S: Was war Dein bislang spannendstes Projekt im Bereich Yachtdesign?

KRD: Ich denke nicht, dass man dies so klar definieren kann.

Es gibt so viele Aspekte eines Baus, die spannend und ergreifend sein können.

Reizvoll kann manchmal die Zusammenarbeit eines Teams um ein Projekt sein, oder die spezielle und komplexe Materialauswahl oder auch der Wunsch des Kunden alles bis ins Kleinste-  vom Kristall bis zur umgebenden Innenarchitektur-  zu entwerfen und für dieses eine Projekt anzufertigen.

S: Sind für Dich Motoryachten oder Segelyachten interessanter zu designen?

KRD: Beides hat seine Reize.

Interessant finde ich, wie unterschiedlich Motoryacht- und Segelyachtkunden mit ihrem Projekt umgehen.

In meinen bisherigen Erfahrungen kennt der Segelyachtkunde sein Schiff und dessen Handling genau. Er kennt jeder seiner Bewegungsabläufe an Bord und weiß, worauf es ihm persönlich bei jedem Handgriff ankommt. Der Segelyachtkunde ist sich der Funktion seiner Yacht extrem bewusst und unter diesem Aspekt wird auch das Interieur entworfen.

Motoryachtkunden sind eher Lifestyle orientiert. Es geht darum, in welcher Umgebung der Kunde seine Zeit verbringen möchte, in welcher Interieur- Stimmung er sich wohl fühlt und auch, wie er Gäste entertainen möchte.

S: Hast Du Ambitionen auch das Exterieur einer Yacht zu zeichnen?

KRD: Bis jetzt hatte ich das Glück, das ich an allen Yachten, dessen Interieur ich gezeichnet habe, auch an den Exterior Decks- Bereichen mit ihren Möbeln, häufig auch an dem Lichtdesign mitwirken zu dürfen, so daß die Details nahtlos als ein Konzept vom Interieur ins Exterieur übergingen.

Das Exterieur Design selbst möchte ich gerne meinen inspirierenden und fähigen Kollegen überlassen – ich habe einen großen Respekt vor den Gewalten der See. Eine Yacht sollte als Vehikel nie nur schön, sondern vor allem auch ein sicherer Gefährte in allen Wassern sein.

S: Was denkst Du wo liegen die Trends im Yachtdesign?

KRD: Ich glaube nicht an Trends im Yachting.

Die Kundenschicht ist nicht mehr so breit wie vor Jahren, das Yachtdesign ist viel exklusiver geworden. Das findet selbstverständlich auch im Design seinen Niederschlag. Da wir über Prototypen sprechen, geht es bei jedem Projekt um Einzigartigkeit.

S: Welche Tipps würdest Du jungen Designern geben, um erfolgreich in der Branche zu sein?

KRD: Zunächst dem folgen, was für alle jungen Menschen gilt einen Beruf finden, der einen ausfüllt, für den man brennt! Dann ist Arbeit so leicht, so beflügelnd. Und dann ist die Leistung auch gut. Wichtig ist auch, authentisch zu sein. Und unbedingt neugierig sein: In jeder Tätigkeit kann man etwas lernen.

Junge Yacht- Designer sollten reisen, evtl in verschiedenen Studios arbeiten – die Branche ist international. Verschiedene Studios, verschiedene Länder und Mentalitäten bieten verschiedene Perspektiven und man erlebt und erfährt, was der richtige Weg für einen ist und wird unterschiedlich beeinflusst. Unsere Kunden sind Weltenbürger und brauchen ein kosmopolites Gegenüber, welches ihren Lifestyle und ihre Bedürfnisse versteht.

S: Nun noch speziell zur Yacht Siren, worauf legte der Eigner besonderen Wert beim Design der Yacht? Und durch was zeichnet es sich aus?

Superyacht Siren vor Monaco 2014

KRD: „Siren“, dessen Interieur ich für das Designstudio NEWCRUISE entwerfen durfte, war mit ihrer Auslieferung in 2008 eine der ersten Superyachten, die in ihrer Größe mit einem reduzierten Designstil entwickelt wurde.

Sie ist ein wunderbares Beispiel für mühelose, aber klare Linien, die viel Sinnlichkeit ausstrahlen und ein starkes Gefühl von Zen vermitteln. Es war von großer Bedeutung, dass jeder Raum in seiner Formensprache und Materialität streng dem Konzept folgte. Sehr hohe Qualität im Ausbau war essentiell. Moderne und klare Interieurs verzeihen keinen MM Abweichung im Bau und erlauben kaum Toleranzen.

Durch die Haptik und subtilen Texturen des Interieurs wurde die lineare Strenge besänftigt und erschuf die dem Kunden so wichtige Stil- Persönlichkeit. Der Name „Siren“ versinnbildlicht dies: als Yacht ist sie genau die starke, betörende Verführerin, die der Name des Fabelwesens verheißt.

Ich bin nach den Jahren immer noch verblüfft, wie sehr mich die Atmosphäre an Bord fast körperlich einnimmt, sobald ich „Siren“ betrete.

S: Wie sieht Dein Plan für die Zukunft aus?

KRD: Ich erhoffe mir für die Zukunft des Studios, dass sich der Bereich „SEA“ als mein Fokus festigt und die Bereiche „LAND“ und „SKY“ weiter auszubauen.

Derzeit arbeitet mein Studio zusammen mit dem Künstler Astor Milan Salcedo an dem Entwurf einer Produktlinie, was uns viel Freude macht.

Langfristig würde mich eine Studio- Dependance in Monaco sehr reizen.

Vielen Dank für das spannende Interview und viel Erfolg für die Zukunft!

© Katharina Raczek http://www.katharina-raczek.com/
© Katharina Raczek http://www.katharina-raczek.com/

Kibo, 82m(268ft) Abeking & Rasmussen

Kibo, Porto Cervo

Kibo ist eine 82 Meter lange Superyacht aus den Hallen von Abeking & Rasmussen. Abgeliefert wurde sie im Sommer 2014.  Das Interieur sowie das Exterieur wurde von Terence Disdale entworfen. Ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht die Yacht bei 16,5 Knoten und die Reisegeschwindigkeit beträgt 14 Knoten. Auf dem Schiff kümmert sich eine siebenköpfige Crew um die 12 Gäste, welche in sechs Kabinen untergebracht sind. Das Interieur ist in hellen Farben designt. Im Schiff befinden sich neben einem Glasaufzug auch noch ein Klavier. Das Exterieur ist zeitlos und trotzdem modern. Auf der Yacht sind übrigens keine Pools oder Jacuzzis zu finden, ebenso wurde auf raumhohe Fenster verzichtet. Grund hierfür ist  Kibo wurde für einige Auszeichnungen nominiert, darunter unter anderem für die World Superyacht Awards, ausgezeichnet wurde sie mit dem „Holistic Design Award“ bei den Showboat Design Awards 2015. Das Schwesterschiff der Superyacht heißt Romea und wurde im Jahr 2015 zu Wasser gelassen.

Fazit: Die zweitgrößte Yacht aus dem Hause Abeking & Rasmussen besticht durch ihre ganzheitliche Gestaltung, wodurch sie zurecht mit dem Showboat Design Award ausgezeichnet wurde.